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niederließen, betrachteten dieselben als ihr Eigenthum und über-
wachten eifersüchtig deren Grenzen. Die überaus günstige Lage
der Halbinsel für Handel und Verkehr und der Ruf ihrer
Schönheit lockte von allen Seiten Kolonisten herüber, besonders
aus dem nahe gelegenen Griechenland, wo Stammfehden und in-
nere Entzweiung viele zur Auswanderung zwangen. Eine ge-
raume Zeit hindurch war das Land der Tummelplatz der vielen
kleinen Völkerschaften unter einander, die noch kein gemeinschaftli-
ches Band umschlang. Es war ein ewiges Drängen und Trei-
den untereinander und daher ein häufiger Wechsel der Wohnsitze.
So wurden die Siculer, die früher an der Tiber gewohnt hat-
ten, immer tiefer nach Unteritalien, endlich selbst über die Meer-
enge hinaus nach der Insel Sicilien gedrängt, die von ihnen
ihren Namen erhielt. Mancher Volkstamm verlor sich auch selbst
mit seinem Namen unter die Herrschaft eines mächtigeren anderen.
Es verging überhaupt eine geraume Zeit, bevor die einzelnen
Völker feste Wohnsitze gewannen; und erst, als die Römer mit
ihren siegreichen Waffen das Land durchzogen, werden wir etwas
näher über die Wohnsitze und Einrichtungen derselben unterrichtet.
Zu den Urbewohnern Italiens werden gerechnet: 1. Die
Pclasger. Dieser große, der Urbevölkerung Griechenlands nahe
verwandte Volkstamm, hatte sich in vielen Zweigen über den
größten Theil der Halbinsel ausgebreitet, die von der Zeit der
punischen Kriege an unter dem Namen „Italia" zusammengefaßt
wurde. Zu ihnen gehören die Siculer, welche in der Urzeit
an der Tiber wohnten; die Chon er und Önotrer an der
westlichen und die Peucetier an der östlichen Küste von Süd-
italien. In der Sage werden Önotrus und Peucetius als En-
kel des Pelasgus und als Stammfürsten der nach ihnen be-
nannten Völker angegeben. Auch werden zu den Pelasgern ge-
rechnet die Tprrheuer, welche in einzelnen Gemeinden des
späteren Etruriens ihren Sitz hatten. Mit diesen verbanden sich
später die aus Rhetien eingewanderten Ra sen er zu dem Gan-
zen eines Volkes.
2. Im Norden Italiens werden als ein großes Urvolk
die Umbrer H genannt, deren Stadt Ameria 381 Jahre frü-
p) Umbrorum gens antiquissima Italiae existimatur. Plin. h. n. Iii. 19.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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27
her als Rom gegründet sein soll. Aus ihren früher so ausge-
breiteten Wohnsitzen längs der Küste des adriatischen Meeres
wurden sie von den herübergekommenen Galliern und Etruskern
größtentheils verdrängt.
3. Neben diesen, im Westen des nördlichen Italiens, scheint
in der Urzeit der Stamm der Ligurer weit ausgedehnt gewesen
zu sein; später wurden sie einerseits von den Iberern, anderseits
von den Celten zurückgedrängt.
4. Auf den Höhen der Apenninen, um Amiternum herum,
saßen die Sabiner und Sabeller. Zu diesen wurden viele
kleine, aber kräftige Völkerschaften gerechnet, insbesondere die
Pincenter, Frentaner, Hirpiner, Herniker, Sammler, Lucaner,
Marser, Peligner, Vestiner und Marruciner. Die übermäßige
Bevölkerung des Landes nöthigte bald zu großen Auswanderun-
gen, welche eine völlige Umgestaltung des mittleren und südli-
chen Italiens zur Folge hatten. So wurden die Aborigines
oder Casci aus der Gegend um Reate verdrängt und zogen in
die Tiberebene hinab, wo aus ihrer Verschmelzung mit dein
zurückgebliebenen Theile der Siculer das Volk der Latiner her-
vorging; ein Theil der Siculer zog südwärts.
5. Die Opiker oder Osker, zu welchen auch die Au-
soner gerechnet werden, bewohnten die westlichen Zweige der
Apenninenkette, südlich von den Latinern bis an den Laus. Zu
diesem Stamme gehörten die an Latium grenzenden Volsker und
Äquer, in Latium selbst die Casci oder Prisci und wahrschein-
lich auch die Apuler. Von den Oskern gedrängt setzte eine Ab-
theilung der Siculer nach der von ihnen benannten Insel über.
K. 7. Die Etrusker insbesondere und ihre Kultur.
Zn der alten Zeit, vor der Römer Auftreten, waren die
Etrusker das mächtigste und gebildetste Volk Italiens. Mit ih-
rer Religion und Verfassung, mit ihrer Kultur überhaupt wirk-
ten sie mächtig auf Rom selbst ein. Ursprünglich waren sie
wohl kein in Italien einheimisches Volk, sondern nordischer Ab-
kunft und mit den Rätern verwandt, in deren Lande noch jetzt
etruskische Inschriften gefunden werden. Sie selbst nannten sich
auch mit einem den Rätern ähnlichen Namen Rasen er. Wahr-
scheinlich wanderten sie aus Rätien in Oberitalien ein und nah-
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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Extrahierte Ortsnamen: Italiens Italiens Latium Latium Italiens Rom Italien Oberitalien
Iv
Bei der Ausarbeitung selbst habe ich überall die
Quellen sorgfältig zu Rathe gezogen und so viel als mög-
lich aus diesen selbst geschöpft; jedoch habe ich auch die
neueren und neuesten Forschungen sorgfältig benutzt und
was und wie es mir zweckmäßig schien, aus ihnen ent-
lehnt. Mehre habe ich an den betreffenden Stellen ge-
nannt; sie alle namentlich anzuführen, schien mir zwecklos.
Zn der Auseinandersetzung der Verfassung habe ich mich
besonders an dem vortrefflichen Werke von Göttling
»Geschichte der römischen Statsverfaffung« gehalten. Im
Ganzen ist mein Streben dahin gegangen, Gründlichkeit
des Inhaltes mit Klarheit und Anschaulichkeit der Dar-
stellung zu vereinigen, und es würde mich freuen, wenn
ich von dem vorgesteckten Ziele, welchem ich mit aller
Sorgfalt und Liebe nachftrebte, nicht zu weit zurückge-
blieben wäre.
Münster, den 6. Juli 1849.
Der Verfasser.
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42
machten Vorschläge der Gracchen, welche aus einem tief gefühl-
ten Bedürfnisse der Zeit hervorgehen, führt zu einem offenen
Bruche zwischen beiden Parteien. Das Volk unterliegt und fühlt
den geschärften Druck mit um so größerer Bitterkeit. Sitten-
losigkeit und Habsucht greifen immer mehr um sich, und die
Verfassung löset sich mehr und mehr auf. Sklavenaufftände er-
folgen, und bald erzwingen sich die italischen Bundesgenossen,
welche durch die vorausgehenden Kämpfe zu erhöhten Ansprüchen
gereizt worden sind, die Aufnahme ins römische Bürgerrecht.
Die Unsicherheit der Verhältnisse und das Parteiinteresse läßt
ehrgeizige Volksführer in ihnen neue gefährliche Werkzeuge finden,
und durch sie für wenige Jahre eine Gewaltherrschaft, welche
von Sulla gebrochen, und durch eine andere Gewaltherrschaft,
die der Aristokraten, ersetzt wird. Aber auch diese ist nicht von
Dauer. Sie wird allmälig von Cäsar und Pompejus unter-
graben. Ihren Untergang findet sie auf dem Schlachtfelde von
Pharsälus. Denn von nun an fragt es sich nicht mehr, ob ein
Einzelner vermittelst des Heeres und des Volkes herrschen soll,
sondern wer dieser Einzelne sein soll. Der Ausgang der Schlacht
bei Actium (31 vor Ehr.) entscheidet zuletzt für C. Julius Cäsar
Octavianus. — Bei diesem innern Verfall des Staates ent-
wickeln dennoch die Römer, wenn es bloß auf das Kriegführen
und Schlachten gewinnen ankommt, eine oft bewunderungswür-
dige Kraft. — Künste und Wissenschaften stehen in schönster Blüthe.
Dritter Ieitraum.
Rom unter Kaisern. 30 vor Chr. — 470 nach Chr.
Im Ganzen genommen — denn an einzelnen schönen Pe-
rioden fehlt es nicht — ist die Kaisergeschichte die Zeit des all-
mäligen Verfalles sowohl den innern Staatsformen nach, als
auch der nach Außen gerichteten Macht. Dieser Zeiraum kann
ebenfalls in drei Abschnitte zerlegt werden:
Erster Abschnitt. Vom Anfänge der Negierung des Kai-
sers Augusius bis zum Tode des Kaisers Marc Aurel 180.
Mit Klugheit und Milde ordnet Augustus die Verhältnisse des
Herrschers zu Senat, Heer und Volk; allein seine nächsten
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Extrahierte Personennamen: Sulla Cäsar Julius_Cäsar
Octavianus Cäsar Marc_Aurel Augustus
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Thronfolger überschreiten alle Grenzen der Mäßigung und trei-
den mit dem Vermögen und dem Leben der edelsten Bürger ein
grausames Spiel. Es entsteht eine zügellose Soldatenherrschaft,
und die Prätorianer verfügen selbst über den Thron. Erst Vespa-
sian stellt die Ordnung wieder her, die auch von seinen Nachfol-
gern, den einzigen Domitian ausgenommen, bis zum Jahre 180
aufrecht erhalten wird; und das Reich blühet wieder auf.
Zweiter Abschnitt: Vom Tode des Kaisers Marc Aurel
bis zur Alleinherrschaft des Kaisers Conslantin, 324. — Commodus
zerstört die Früchte der Negierung seiner weisen Vorgänger,
und das Verderben reißt furchtbar um sich. Die Prätorianer
setzen nach Willkür Kaiser ein und ab und tobten die wenigen
Bessern, welche den Versuch wagen, die verfallene Mannszucht
wiederherzustellen. Kaiser stehen gegen Kaiser auf, und das
Reich sinkt immer tiefer.
Dritter Abschnitt: Vom Kaiser Consiantin bis zum Un-
tergänge des abendländischen Ucichcs 476 nach Chr. — Eonstantin
verlegt den Sitz der Regierung nach Eonstantinopel und ordnet
und beruhiget das Reich. Allein unter seinen Nachfolgern sinkt
es wieder; und als die Ströme der Völkerwanderung die Gren-
zen durchbrechen, kann es sich nur durch Miethstruppen noch
eine Zeitlang schützen. Durch die gänzliche Trennung der orienta-
lischen und occidentalischen Hälfte, welche nach dem Tode des
Theodosius erfolgt, wird die letztere immer mehr den Einfällen
der fremden einbrechenden Völker bloßgestellt. Eine Provinz nach
der andern geht verloren. Endlich, durch Lasterhaftigkeit völlig
geschwächt und der Wiedergeburt unfähig, fällt Rom im Kampfe
hier mit der verjüngenden Religion des Menschengeschlechts, d e m
Ehristenthum, dort mit dem überschwellenden Strome der
naturkräftigen Germanen, im Jahre 476 nach Ehr.')
') Dr. C. Peter, Zeittafeln der rom. Geschichte. Halle 1841.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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. Erster Zeitraum.
Rom unter Königen. (754—510 v. Chr.)
§. 11. Vomulus. 754—716.
Die Bevölkerung Roms war anfangs nur klein, erhielt
aber bald einen bedeutenden Zuwachs durch neue Ankömmlinge
aus der Umgegend. Romulus, der erste König, inachte nämlich
den capitolstischen Hügel zu einer Freistatt (Asyl) von Landes-
flüchtigen aus andern Städten Italiens. Hier fand Jeder, wel-
cher Lust hatte, Aufnahme und genoß des Schutzes der römischen
Anbauer: Freie und Sklaven, Schuldlose und Verbrecher ohne
Unterschied. Nur eines noch fehlte der jungen Bürgerschaft —
Weiber. Nomulus schickte deshalb Gesandte nach den benach-
barten Städten und ließ um Heirathsverträge anhalten; aber
überall wurden sie abgewiesen. Ja, man fragte sogar höhnisch:
warum zu Rom nicht auch für schlechte Weiber ein Asyl eröff-
net wäre; das erst würde Gleichheit in der Ehe bringen!
Hierüber entrüstete sich Romulus und nahm seine Zuflucht zu
einem Gewaltstreiche. Er veranstaltete zu Ehren des Gottes
Neptun ein glänzendes mit Aufzügen und Wettkämpfen verbun-
denes Fest, die Consualia, und ließ die Bewohner sämmtlicher
Nachbarstädte dazu einladen. Sie folgten dieser Einladung,
und vor Allen fanden sich die Sabiner mit ihren Weibern und
Töchtern zahlreich ein.' Und während sie nun alle in harmloser
Fröhlichkeit den Festlichkeiten zuschauten; da plötzlich stürzten auf
ein gegebenes Zeichen die rüstigsten Römer in den Haufen der
Zuschauer und raubten die Töchter der herübergekommenen Gäste.
Die bestürzten Eltern flohen jammernd und weheklagend nack-
allen Seiten auseinander.
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9
jetzt versandet. Diese Stadt war seit Honorius oft die Residenz
römischer Kaiser, später Sitz der ostgothischen Könige und zuletzt
eines griechischen Statthalters, welcher hier unter dem Titel Er-
arch regierte.
3. Venetia. Nach der von Augustus getroffenen Einthei-
lung begriff man unter diesem Namen nicht nur das Land der
V e n e t e s, sondern auch das der C a r n i und I st r i. Die Haupt-
flüsse sind hier: Athesis (Etsch), der Medoäcus maior (Brenta)
und Medoäcus minor (Bacchiglione); die Plavis (Piave); Li-
quentia (Livenza); der Tilaventus (Tagliamento) und der Son-
tius (Jsonzo), die alle aus den Alpen kommen und von Norden
nach Süden dem adriatischen Meere Zuströmen. Die eigentlichen
Veneter, welche den westlichen Theil der Küste bewohnten, ge-
hörten wahrscheinlich zum illprischen Volkstamme, obgleich sie sich
selbst für Abkömmlinge der alten Trojaner ausgaben. Begün-
stigt durch ihre Lage trieben sie schon früh lebhaften Handel und
gelangten zu einem außerordentlichen Wohlstände. Aus Furcht
vor den benachbarten Celten unterwarfen sie sich freiwillig den
Römern, und alle ihre Städte bekamen deshalb die Rechte der
römischen Municipien. Die Hauptstadt war Pa tavium (Padua)
am Medoäcus, der Sage nach von Trojanern unter Antenor
gegründet, der Geburtsort des Livius. Wegen ihrer Größe und
ihres Reichthumes galt sie unter dem Kaiser Tiberius für die
zweite Stadt des Reiches; ferner Verona, an beiden Seiten der
Etsch, Geburtsort des Dichters Catullus, des ältern Plinius und
des Baumeisters Vitruvius. Unter den vielen noch vorhandenen
Überresten aus der Römerzeit ist besonders merkwürdig ein ziemlich
gut erhaltenes Amphitheater. In der Nähe von Verona lag auch
das Dorf Hostilia, der Geburtsort des Cornelius Nepos.
Neben den Venetern, im heutigen Friaul, saßen die Carni,
ein Volk ungewisser Abkunft, das von Augustus unterworfen
wurde. In ihrem Lande lagen Aquileja, welches 452 n. Ehr.
von Attila zerstört wurde, und Forum Julii, das heutige Friüli.
Mit den Carni wurden auch die Jstri unterworfen. Zu den
Städten dieser gehörten Tergeste, das heutige Triest, und Pola,
die als römische Kolonie den Namen kieta« llulia erhielt.
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Extrahierte Personennamen: Honorius Honorius Venetia Augustus Augustus Tiberius Cornelius_Nepos Augustus Attila Pola
r
56
Tullus griff auch noch die Fidenater, Vejenter und Sabiner
an, jedoch ohne Erfolg. Mitten auf der kriegerischen Laufbahn
traf ihn, der Sage nach, der sengende Blitzstrahl des zürnenden
Jupiter.
\
§. 14. Jvncus Mlartius. 640 —64f.
Dieser war mehr für Ruhe und Frieden, gleichwie sein
Oheim Numa. Er beförderte den unter der Regierung seines
kriegerischen Vorgängers vernachlässigten Ackerbau und stellte auch
die verfallene Staatsreligion wieder her. Da glaubten die un-
ruhigen Nachbaren, besonders die Latiner, unter einem so unkrie-
gerischen Könige sei Alles zu wagen, und fielen plündernd in
das römische Gebiet ein. Aber Ancus wußte auch zur rechten
Zeit das Schwert zu führen. Er trieb sie zurück, zerstörte mehre
ihrer Städte und versetzte einen Theil ihrer Einwohner nach
Rom, wo sie den aventinischen Hügel anbauten. Zur größeren
Sicherheit befestigte er auch die jenseits der Tiber gelegene Vor-
stadt Janiculum und brachte sie durch eine hölzerne Brücke') mit
Rom in Verbindung. Auch mit den Vejentern führte er einen
glücklichen Krieg und erweiterte das römische Gebiet bis an's
Meer. Hier am Ausflusse der Tiber gründete er die Hafenstadt
Ostia als die älteste römische Kolonie und ward so der Schöpfer
der Schiffahrt und des Handels seines Volkes.
In Folge der häufigen Übersiedelung der Einwohner ero-
berter Städte nach Rom, hatte dieses an Umfang und Bevölke-
rung außerordentlich zugenommen. Die neuen Ankömmlinge baueten
sich hier auf dem ihnen vom Staate geschenkten Grundstücke an,
und viele von diesen kleinen freien Gutsbesitzern schwangen sich
durch Fleiß und Wirthschaftlichkeit bereits zu einiger Wohlhaben-
heit empor. Die Zahl dieser kleinen freien Grundbesitzer erhielt
aber den bedeutendsten Zuwachs durch die Aufnahme der Latiner
unter Ancus; und seitdem bildeten diese in so großer Überzahl
vorhandenen Neubürger, gegenüber den Altbürgern und deren
Clienten, einen besonderen Stand, die Plebsd oder die'menge.
*) Pons Sublicius.
2) Die Wortwurzel selbst deutet hin auf die Maffe, Fulle, Menge,
To nxrjdog, pleo, plebes, plebs.
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60
König, welcher ohne Interregnum, und vielleicht auch ohne die
sonst üblichen Wahlförmlichkeiten die Herrschaft antrat.
§. 16. Servius Tnllius. 578—534.
Dichtung und Sage haben sich vereint, schon die Wiege
dieses großen Mannes mit Wundern auszuschmücken. Bei der
Einnahme der Stadt Corniculum wurde sein Vater, einer der
angesehensten Bürger daselbst, erschlagen, seine Mutter aber als
Gefangene nach Rom abgeführt. Tanaguil gewann die hohe Ge-
fangene lieb und nahm sie zu sich. Auch das Kind, das diese
im Zustande ihrer Gefangenschaft geboren hatte, wurde im Hause
des Königs erzogen. Einst, als dasselbe in der Wiege schlum-
merte, sah man eine leuchtende Flamme um sein Haupt spielen.
Die königlichen Diener erschraken und wollten die Flamme lö-
schen ; Tanaguil aber verbot es und fand in dieser wunderbaren
Erscheinung eine Vorbedeutung der künftigen Größe des schla-
fenden Kindes. Erst bei seinem Erwachen schwand die feurige
Erscheinung. Von nun an war der junge Servius die Hoff-
nung der königlichen Familie. Er ward wie ein Sohn des
Königs erzogen und, als er zum Manne herangereift war, sogar
mit einer Tochter des Königs vermählt. Schon unter Tarqui-
nius hatte sich Servius ausgezeichnet, gleichwie jener unter Ancus.
Die Regierung des Servius selbst ist eine der ruhmwürdigsten
Erscheinungen in der Geschichte des römischen Volkes. Unter ihm
vermehrte sich die Bevölkerung Roms so sehr, daß auch der vi-
minalische und esquilinische Hügel mit in das Gebiet der Stadt
gezogen und von den herübergeführten Bewohnern unterworfener
Städte angebauet wurden. Seitdem hieß Rom auch die Sieben-
hügelstadt und war durch Mauer und Graben befestigt. Schon
jetzt erkannten die umliegenden Städte Latiums Rom als ihr
Oberhaupt an. Servius schloß mit ihnen einen Fricdensbund,
den sie durch jährliche Zusammenkünfte auf dem aventinischen
Hügel in dem neu errichteten Tempel der Göttin Diana ge-
meinschaftlich feierten.
Seine Hauptwirksamkeit aber wandte Servius dem Innern
des Staates zu, und er erscheint als der Urheber und Gründer
x) Der Name Servius (von «oi-vus, Sklave) soll nach der Sage auf
jenen.sklavenstand Hinweisen; er ist wohl derselbe mit Sergius.
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Extrahierte Personennamen: Servius_Tnllius Servius Servius Servius Servius Diana Servius Servius_(von_«oi-vus Sergius
67
mögen den Ausschlag gab, konnten auch neue Familien empor-
kommen; und jedem Bürger war ein schönes Ziel seiner Bestre-
bungen angewiesen. Er brauchte nur durch Fleiß und Thätigkeit
das erforderliche Vermögen zu erringen, um aller Vorrechte sei-
ner Obern theilhaftig zu werden.
Das Glück, welches den Servius bisher begünstigt hatte,
verließ ihn im Alter, er wurde das Opfer einer grausamen
Verschwörung. Viele waren mit seinen Neuerungen höchst unzu-
frieden. Die Altbürger insbesondere konnten es nicht verschmer-
zen, daß sie ihre angeerbten Vorrechte nun mit den Plebejern
theilen sollten. Auch kränkte es sie, daß ohne ein vorhergegan-
genes Interregnum Servius sich des Thrones bemächtigt hatte.
An solche Regungen des Unwillens knüpften die übergangenen
Söhne des Königs Priscus, Aruns und Lucius Tarquinius,
neue Hoffnungen und Bestrebungen, und sie selbst wurden Leiter
und Führer der Partei der Unzufriedenen. Servius, eingedenk
des Todes seines Vorgängers, hatte sich mit ihnen auszusöhnen
gesucht. Er hatte seine beiden Töchter mit den beiden Söhnen
desselben verheirathet. Wie diese, so waren auch seine Töchter
von ganz entgegengesetztem Charakter. Seine jüngere Tullia war
wild und herrschsüchtig wie Lucius Tarquinius, seine ältere Tullia
dagegen sanft und gutherzig wie Aruns Tarquinius. Da hatte
nun Servius, in der Hoffnung, die heftigen Gemüther durch die
Verbindung mit den sanften zu mildern, seine jüngere Tullia dem
Aruns, seine ältere dem Lucius zur Ehe gegeben. Aber der Er-
folg fiel ganz gegen seine Hoffnung aus. Die jüngere Tullia
tödtete ihren Mann, dagegen Lucius Tarquinius seine Frau, und
nun verband sich das gleiche Paar mit einander. Hiermit noch
nicht zufrieden, faßten sie gemeinschaftlich den Plan, den von
Alter und Gram gebeugten Servius vom Throne zu stürzen.
Durch Zureden und Geschenke gewannen sie einen Anhang unter
dem Volke und brachten auch eine Menge Senatoren auf ihre
Seite. Endlich, als der Augenblick zur That gekommen schien,
da begab sich Lucius, im königlichen Schmucke, an der Spitze
einer bewaffneten Schar nach dem Markte und ließ hier die
Senatoren in die Curie entbieten. Sie kämm ohne Verzug und
hörten der heftigen Schmährede zu, die Tarquinius gegen den
Servius hielt. Auf die Kunde von diesen Vorgängen eilte Ser-
5*
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Servius Servius Lucius_Tarquinius Servius Lucius_Tarquinius Aruns_Tarquinius Servius Lucius_Tarquinius Servius Lucius Servius